Die Geschichte des Scharfrichterhauses

Der Nachtwächter

Einsam und weit ab der alten Stadtmauern der Stadt Eckartsberga, im “Schindergraben”, der heutigen Marienthaler Straße befindet sich das historische Scharfrichterhaus. Wann genau es errichtet wurde ist bis heute nicht genau bekannt. Allerdings findet sich die Schinderei im Jahre 1493 erstmalig in der Eckartbergaer Kirchenrechnung erwähnt. Man gehe aber davon aus, dass das Scharfrichterhaus aber schon viel früher erbaut wurde, denn die Stadt Eckartsberga war bereits 1190-1217 gerichtlicher Mittelpunkt und bekam eine hohe Bedeutung zugeschrieben. Der erste namentlich bekannt gewordene Schinder war Nickel Bennecke, der aus Weißenfels nach Eckartsberga kam. Dieser verstarb aber bereits 1495 und so führte seine Witwe Else die Schinderei zusammen mit einem Knecht bis zu ihrem tote 1519 weiter. Nachfolger wurde Georg Fritzsche. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren die ersten Scharfrichter in Eckartsberga zu finden. Um diese Zeit verband sich aus praktischen Gründen das Amt des Schinders mit dem des Scharfrichters. Beide bewohnten ab diesen Zeitpunkt gemeinsam das Scharfrichterhaus. Viele Generationen Scharfrichter lebten fortan in der Schinderei.

Am 20. Juni 1766 wurde das letzte Todesurteil durch den Scharfrichter Johann Karl Jackert vollstreckt.
Sein Sohn, Dr. med. Gotthelf August Jackert wird aber laut Kirchenbuch im Jahre 1810 noch als Scharfrichter erwähnt. 1812 wurde dieser aber bereits als Chirug und im Jahre 1818 als Dr.med. und praktischer Arzt bezeichnet. Nach seinem Tode im Jahre 1836 wurde ihm durch Spenden seiner Patienten ein eisernes Grabmahl errichtet. Dieses kann noch heute auf dem alten Friedhof besichtig werden und liegt oben links vom Wege.
Nach dem Tode von Dr. med. Gotthelf August Jackert, ging das Scharfrichterhaus in den Besitz seiner Schwester Johanna Louise über, die mit dem Handelsherren Joh. Gottlieb Häckel verheiratet war.
Bis in den Anfang des 20 Jahrhunderts blieb das alte Eckartsbergaer Scharfrichterhaus im Besitz der Familie Häcker und wurde bis in die 1980er Jahre sogar noch bewohnt. In der Festschrift zu „700 Jahre Stadtrecht“ 1988 wird der bauliche Zustand jedoch als „schon recht schlecht“ bezeichnet. Das Gebäude war bereits 1973 zum „Abriss freigegeben“. Die Erhaltung oder Instandhaltung wurde damals ausgeschlossen. Das Original-Richtschwert befindet sich im Heimatkabinett im großen Turm der Eckartsburg und erinnert an die Scharfrichter von Eckartsberga.

Seit 2002 wird die Geschichte des Scharfrichterhauses durch die neuen Besitzer Ines und Frank Hoppe wieder fortgesetzt. Das bis dahin baufällige und stark einsturzgefährdet Haus wird seit nunmehr über 10 Jahren Stück für Stück wieder hergerichtet und bewohnbar gemacht.

Bei dem vorliegenden Artikel handelt es sich um Auschnitte aus der Chronik der Eckartsbergaer Scharfrichterei und Schinderei. Die gesamte Chronik kann jederzeit vor Ort im Scharfrichterhaus besichtig werden. Weitere Informationen finden Sie Hier